Montag, 21. April 2014

Capretto (Zicklein/Gitzi) al forno

Es ist Ostern - entgegen unserer sonstigen Gewohnheit (Espresso, frisch gepresster Saft) fällt das Frühstück etwas ausführlicher aus:




Glücklicherweise haben sich die Schlecht-Wetter-Prognosen für das Tessin nicht bewahrheitet und wir überlegen kurz, ob wir draussen im Garten frühstücken können, das war uns dann aber doch ein bisschen zu kühl. 

Nach diesem schönen Frühstück wollen wir gemeinsam kochen. Gerhard hat bereits gestern eine schöne Zicklein-Keule bei unserem Lieblings-Metzger gekauft.

Im Tessin ist dies DAS traditionelle Osteressen. Es gibt kaum ein Ristorante, eine Trattoria oder ein Grotto, in dem zur Osterzeit nicht Capretto angeboten wird. Die Zubereitung ist so, wie wir es aus dem Tessin kennen und lieben: Einfach! Mit wenigen, dafür aber guten Zutaten! Weisswein und die typischen Tessiner Kräuter genügen. Ohne viel Drumherum. So ein bisschen Drumherum brauche ich dann aber doch. Während sich der Signore um das Capretto und die Rosmarin-Kartoffeln kümmert, kümmere ich mich um das Gemüse. Frühlingshaft soll es sein. Ich schnippele Möhren, Zucchini, Fenchel und grünen Spargel in feine lange Streifen, dünste diese in Olivenöl an, schmecke ab... und finde es... naja, ganz akzeptabel. Dann fällt es mir ein! DAS i-Tüpfelchen! Schliesslich bin ich hier im Tessin. Kastanienhonig muss es sein! Tessiner Kastanienhonig! Ein Mini-Teelöffel genügt. Das wars! Ecco!







ich nehme für 2 Personen (Reste gibts morgen):

1 Zicklein Keule von ca. 1 kg (beim Metzger den Unterschenkel einschneiden lassen, dann passt es besser in die Casserole)
Salz, Pfeffer
2 Möhren, geschält, in Stücke geschnitten
2 Zwiebel, geschält, in feine Spalten geschnitten
4 geschälte Knoblauchzehen, halbiert
ca. 100 g Butter, ca. 70 ml Olivenöl
2 Zweige Rosmarin
3 Zweige Thymian
3 Lorbeerblätter
1 Zweig Salbei
ca. 200 ml trockener Weisswein (evtl. mehr)
Nachtrag (Variante von Petra): ein Schluck Marsala für die Sauce

für das Gemüse im extra Topf:

1 Möhre, geschält, in feine Streifen geschnitten
1 Zucchino, in feine Streifen geschnitten
1/2 Fenchel, in schmale Spalten geschnitten
ein paar Stangen grüner Spargel, geviertelt, in dünne Streifen geschnitten
1 EL Olivenöl, 1 EL Butter
1/2 TL Honig (moi: Tessiner Kastanienhonig)
Salz, Pfeffer
1 Schluck Weisswein
1 - 2 El frisch gehackte Petersilie

Rosmarin-Kartoffeln:

pro Person ca. 3 mittelgrosse Kartoffeln mit Schale waschen, halbieren, salzen, ölen und in eine Gratinform geben. Mit einem Rosmarin-Zweig zusammen in den Backofen zum Gitzi geben und ca. 1 Stunde mitgaren.


und los gehts:

Die Gitzi-Keule mindestens 2 Stunden vor dem Braten aus dem Kühlschrank nehmen. 

Kurz vor dem Anbraten salzen und pfeffern. Einen Bräter mit Butter und Olivenöl aufheizen, die Keule darin von allen Seiten schön goldbraun anbraten. In der Zwischenzeit den Backofen auf O/U-Hitze 200 Grad vorheizen. Wenn die Gitzi-Keule Farbe angenommen hat, kurz herausnehmen und in dem verbliebenen Bratfett Möhren, Zwiebel, Knoblauch und Kräuter kurz anrösten, Gitzi wieder dazu in den Bräter geben, den Wein angiessen,





mit dem Deckel verschliessen und in den Backofen stellen.

In der Zwischenzeit können die Rosmarin-Kartoffeln zubereitet werden und kommen dann auch in den Ofen.

Das Gemüse habe ich auf dem Herd in einem extra Topf zubereitet, einfach angedünstet, bissfest gegart, abgeschmeckt, ein bisschen Honig dran, Petersilie kurz vorm Servieren drüber, fertig.

Nach ca. 45 min probieren, ob das Fleisch schon zart ist. Bei uns hat das allerdings bei ganz milder Hitze 1 1/2 Stunden gedauert. Nach Bedarf immer wieder ein Schlückchen Weisswein angiessen (falls noch etwas übrig ist, denn so ein Kochwein muss zwischendurch immer wieder von den Köchen verkostet werden). Petra gibt noch ein Schlückchen Marsala am Schluss dazu, das werde ich beim nächsten Mal ausprobieren.

Buon appetito!







12 Kommentare:

  1. Etwa so mach ich Schmorbraten auch, Gitzi müsste ich jedoch zuerst auftreiben, erinnere mich gut an Capretto, gegessen im Tessin. Ich weiss nicht, was ich zuerst suchen und kochen soll, so vieles "macht mich an", und jeden Tag kommt neues.
    Es freut mich, dass die in Thailand fast obligate Zugabe von Zucker, Palmzucker oder Honig bei Deinem stir fried vegetable den Pfiff gebracht hat.
    Noch schönen Ostermontag. LG, Erich

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    1. Lieber Erich, mir geht es ähnlich und meine Nachkochliste ist immer länger und länger geworden. Jetzt habe ich eine bessere Organisation und dank "Cookin" ist alles übersichtlicher geworden.
      Für dich und deine Lieben auch noch einen schönen Ostertag.

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  2. So wird dann zu Ostern auf einen Schlag der gesamte Zickleinnachwuchs ausgerottet. ;-) Naja, so ähnlich ist das hier mit den Lämmern.
    Das mit der Prise süß mache ich inzwischen auch sehr oft, dazu noch ein Hauch Essig oder Zitrone... :-)
    Liebe Grüße,
    Eva

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    1. Liebe Eva, ja, ein Hauch Säure darf da auch noch dran, daher bei mir das Schlückchen Weisswein ;-)

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  3. Nachdem wir in einem Lokal auch Zicklein gegessen haben und der Turbohausmann sehr angetan war, werde ich mir dein Rezept mitnehmen und nächste Ostern nach deinem Rezept kochen - mit der Fleischsuche beginne ich besser schon jetzt, weil ich absolut keine Ahnung habe, wo ich brauchbares Zicklein in Wien bekomme.

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    1. Liebe Susi, ich würde dir empfehlen, mal deine Fühler auf dem Karmelitermarkt auszustrecken und mal versuchen es bei Kaas am Markt zu bestellen, was meinst du?

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  4. Auch wir hatten natürlich Capretto gegessen letzte Woche (draussen, von der Sonne verwöhnt) und die eine oder andere Deiner Empfehlungen ausprobiert. Und fragen uns ernsthaft, weshalb wir es in den letzten 20 Jahren nicht mehr als eine handvoll Mal ins wunderschöne Ticino geschafft haben!
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

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    1. Lieber Andy, gerade für euch ist es doch sooo nahe - aber ich verstehe, dass es ja auch noch viele andere schöne Fleckchen gibt (doch für uns ist das Ticino das schönste Fleckchen ;-) )
      Nun bin ich aber neugierig, wo ihr überall gewesen seid und was ihr ausprobiert habt.

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  5. Ich gebe gerne noch einen Schluck Marsala zum Capretto - das ist meine "süße" Zutat ;-)

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    1. Das ist eine wunderbare Idee, liebe Petra. Hoffentlich kann ich mir das bis nächstes Ostern merken, denn Capretto gibt es bei uns eigentlich nur einmal im Jahr.
      Ach, ich mache einfach schnell einen Nachtrag!

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    2. Liebe Sabine, das ist allerdings nicht auf meinem Mist gewachsen, den Tipp habe ich aus "So isst das Tessin" von Maryton Guidicelli, Luigi Bosia - das hast du ja sicher auch, siehe http://peho.typepad.com/chili_und_ciabatta/2006/04/zu_ostern_lamm_.html

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    3. Das macht doch nichts, liebe Petra, du hast den Tipp aufgestöbert, also ist es deiner ;-)
      Ich sollte mal wieder öfter in deinen älteren Beiträgen stöbern, damit mir so etwas nicht entgeht.

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