Samstag, 30. Mai 2015

Ristorante La Brezza im Hotel Eden Roc, Ascona


Vorsicht! Laaanger Bericht! Aber solche Genussplätze kann ich nicht in ein paar Worten abhandeln. Holt euch zuerst ein Glas Wein. Habt ihr? Dann lehnt euch jetzt gemütlich zurück und lest mit mir in Ruhe meine Schwärmereien über die kulinarischen Genüsse, die ich hier erleben durfte.




Dies war im Tessin einer der ersten traumhaften Abende, an denen man auf der Terrasse essen und vor allem bei wundervoll klarem Sternenhimmel bis spät abends draussen sitzen konnte.

Solche zauberhaften Momente lassen sich im Hotel Eden Roc erleben. Alle drei, bzw. wenn man das Marina mitzählt, alle vier Restaurants, haben einen herrlichen Blick auf den Lago Maggiore, alle stehen ganz weit oben auf meiner privaten Liste der Lieblings-Genussplätze. Über das La Casetta, das kleine Haus am See, habe ich schon erzählt (u.a. klick hier), auch vom Marina habe ich schon begeistert berichtet (klick hier und dann nochmal hier)

Seit 2014 ist Salvatore Frequente Küchenchef im La Brezza. Der gebürtige Sizilianer schwingt ebenfalls im Marina und im schönen Haus am See La Casetta das Küchenzepter. Er wurde im Gault-Millau zum Aufsteiger des Jahres 2015 gekürt und mit 17 Punkten ausgezeichnet.

Auch ein Küchenchef muss nicht immer anwesend sein. Freie Tage, Urlaub, auswärtiges Kochen und/oder die Entgegennahme von Auszeichnungen hindern ihn manchmal daran, in der eigenen Küche zu stehen. Dafür, dass dies bei seinen Gästen unbemerkt bleibt, braucht er einen guten Sous-Chef. Der Signore, der seinem Chef den Rücken frei hält, heisst im La Brezza Marcel Laversa. Warum ich das weiss und warum ich das trotzdem bemerkt habe? Ich durfte sehr zu meiner Freude einen Besuch in der Küche machen.
Von Marcel Laversa werden wir sicherlich noch Einiges hören - ich freue mich darauf.

Doch nun wollt ihr sicherlich wissen, was ich an diesem zauberhaften Abend geniessen durfte:

Unser Menu startet mit diesem Amuse: Jakobsmuschel/Zitrone



Und nun? Was ist jetzt los? Ein Himbeertörtchen? Sind wir schon beim Dessert? 
Oh, nein, diese grandiose Création besteht aus Foie Gras und Himbeercoulis, mit einem Schokoladenmantel überzogen und einer kleinen Nocke aus cremigem Foie Gras(?)-Eis.




Es geht weiter mit Paccheri in einer herrlich aromatischen Meeresfrüchtesauce



Das nächste Highlight: Polenta Espuma, confiertes Bio-Eigelb, Petersiliencreme, Kalbsbries - ein faszinierendes Geschmackserlebnis und auch hier begeisterte mich wieder die geschmackliche Intensitität und das Spiel mit den unterschiedlichen Texturen. 





Als nächster Gang der Fisch - Auch bei diesem Gericht schmeckt man, dass hier ein Saucier am Werk ist, der sein Handwerk versteht:
Schwarzer Kabeljau/Zucchetti/Kutteln/Schalotten. Ja? Wo ist er denn, der Fisch? Komplett und mit Genuss aufgegessen, das ist sicher. Aber wo ist das Foto? Das fiel sicherlich der Gier der Fotografin zum Opfer... 
Weniger gierig mache ich mich dann später allerdings über das Dessert her - ich bin nunmal keine Süssschnute, das ist ja meinen Lesern mittlerweile bekannt.

Der unwiderstehlichen Charme-Offensive des Maître bin aber selbst ich nicht gewachsen. Wir lassen uns von ihm zu wenigstens einem Dessert (mit zwei Löffeln) überreden. Von seinem Erfolg ermutigt, gelingt es ihm sogar, uns auch noch das Pre-Dessert in Form eines Mini-Cheesecakes "ganz dezent" ebenfalls schmackhaft zu machen. 



Wir kämpfen uns heroisch durch das Ricotta-Soufflée mit Joghurteis und Pfirsichsauce und legen anschliessend erleichtert und stolz die Löffel ab - um dann zu sehen, dass es erbarmungslos weitergehen soll - der Wagen mit den Trüffeln, Macarons und ich-weiss-nicht-was-alles, die dekorativ in grossen Bonbonière-Gläsern präsentiert werden, rückt unaufhaltsam und bedrohlich näher an unseren Tisch heran. 



Glücklicherweise naht Rettung in Form des Hoteldirektors Herrn Schälli. Nicht ganz uneigennützig und dabei völlig ohne Hintergedanken laden wir ihn ein, uns noch ein wenig Gesellschaft zu leisten und lenken somit ganz geschickt die Aufmerksamkeit des Service von uns ab. Herr Schälli muss, ob er will oder nicht, zur Ehrenrettung unseres Tisches beitragen und ein paar der sicherlich köstlichen süssen Teile aus den Bonbonnièren verspeisen. Diese schwere Aufgabe erledigt er eines Hoteldirektors würdig mit seiner unnachahmlichen Nonchalance.

Fazit: Ihr merkt es sicherlich an meinem Schwärmen - dies ist einer der Genussplätze - einer meiner Lieblings-Genussplätze - ein Wohlfühlort, an dem sowohl Essen als auch Ambiente und ein wunderbar unprätentiöser Service dazu beitragen, dass ich da möglichst schnell wieder hin muss.







Freitag, 29. Mai 2015

Cantine Aperte - Tag bzw. Wochenende der offenen Weinkeller im Tessin

An diesem Wochenende dreht sich im Tessin wieder alles um Wein: zum 17. Mal öffnen die Winzer im Tessin ihre Weinkeller-Türen. Kurzentschlossene haben noch Zeit bis morgen oder übermorgen: Samstag, 30. Mai und Sonntag, 31. Mai findet die von Ticinowine organisierte Veranstaltung statt, an der sich mittlerweile über 60 Winzer beteiligen. Auf der Seite von Ticinowine kann man sich auch die Liste der beteiligten Weingüter anschauen bzw. runterladen (klick hier)


Foto Eden Roc


Das ist eine wundervolle Gelegenheit für Weinliebhaber die Keller und Weinberge in der Sonnenstube der Schweiz zu besichtigen, mit den Produzenten zu sprechen und auch vor allem direkt vor Ort die herrlichen Tessiner Weine zu verkosten. Die meisten mitwirkenden Betriebe beschränken ihr Angebot nicht nur auf Degustationen, sondern tischen typische Tessiner Gerichte auf, oft auch mit musikalischer Begleitung.

Die Tessiner Weine aus der Merlot-Traube sind schon längst kein Geheimtipp mehr. Mittlerweile gibt es hier viele edle Tropfen, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Viele Weinkeller sind darüber hinaus architektonische Schmuckstücke, die sich inmitten idyllischer Rebberge befinden.

Also, auf auf! Worauf wartet ihr noch? Das Hotel Eden Roc in Ascona bietet übrigens ein passendes Arrangement an mit einem Besuch bei ausgewählten Weingütern, Degustationen vor Ort und Abendessen in einem der vier wunderbaren Restaurants des Hotels. Mein Favorit ist das Ristorante La Brezza, doch dazu morgen mehr.


Donnerstag, 28. Mai 2015

Gemüsekaufrausch

Meistens passiert es mir im Frühling (häufig auch im Sommer, wenn mich die sonnenverwöhnten Farben anlachen, oft auch im Herbst, wenn die bunten Gemüse allzu verführerisch präsentiert werden oder aber im Winter, wenn die Lust auf frische Kohlsorten geweckt ist), dass mich ein unwiderstehlicher Gemüsekaufrausch überfällt. Ihr merkt schon, eigentlich überfällt er (der Gemüsekaufrausch) mich immer, wenn ich eine solch schöne Vielfalt sehe:


Foto: Fattoria Pedroia
Lande ich in einem solchen Zustand auch noch bei einem meiner bevorzugten Biobauern im Tessin, der Fattoria Pedroia, ist es meist um mich geschehen und ich fahre mit einem übervollen Einkaufskorb nach Hause, grundsätzlich vergessend, dass ich die nächsten Tage das Tessin alleine geniessen muss darf werde, da Gerhard für ein paar Tage zurück nach Deutschland fahren musste. 

Doch hier im Bio-Hofladen von Donato Pedroia in Gordola, in der Via Saleggi 2 entdecke ich ausgefallene Salate, Kräuter, Gemüse etc. Ich freue mich schon auf die Tomatensaison, denn diese Vielfalt, die es dann hier gibt, ist für jeden Tomatenfan auch einen grossen Umweg wert. Die Tessiner Wildkräuter-Königin Meret Bissegger kauft hier übrigens auch ein (klick hier für ihre Einkaufsempfehlungen)

Doch was beginne ich nun mit einem Kühlschrank voller Gemüse? Die Gemüseverwertung erster Wahl ist dann meist eine Minestrone, denn in diese gehören einfach alle saisonalen Gemüse, gerade das, was man auf dem Markt findet (oder in den Kühlschrank geladen hat). Sie lässt sich wunderbar einfrieren. Mittlerweile habe ich für alle vier Jahreszeiten die passende Minestrone im Tiefkühler. Wie schön ist es doch, an einem trüben, grauen Wintertag sich eine frühlingshafte oder sommerlich bunte Minestrone auf den Teller zu holen.

So, nun kommen wir endlich zu meiner Frühlings-Minestrone. Ich habe bewusst auf die sonst übliche Beigabe von Kartoffeln und/oder Reis bzw. Teigwaren verzichtet, weil ich den leichten Charakter dieser Minestrone lediglich mit viel Kräutern hervorheben wollte.



ich nehme (für 4 - 6 Pers.):
  • 1 Zwiebel, geschält, gewürfelt
  • wer mag: ca. 50 g gewürfelte Pancetta
  • wer hat: Rinde eines Parmesan
  • 1 - 2 EL Olivenöl
  • und nun Gemüse je nach Verfügbarkeit, bei mir waren das
  • 2 Karotten, geschält, gewürfelt
  • ca. 1 - 2 Tassen Staudensellerie, in Scheiben geschnitten
  • ca. 1 Tasse frisch gepalte grüne Erbsen
  • 1 Stange Lauch, in Ringe geschnitten
  • ein paar Stangen grüner Spargel, die unteren Enden abgebrochen, in Stücke geschnitten
  • 1/2 Kohlrabi, in Würfel geschnitten
  • 2 Mangoldblätter oder Spinat
  • Salz, Pfeffer
  • ein paar Salbeiblätter
  • 2 Zweige Thymian
  • 1 Zweig Rosmarin
  • kurz vor dem Servieren: frisch geriebener Parmesan und viel frisch gehackte Kräuter über die Suppe streuen bzw. darin verrühren
und los gehts:

Einen grossen Topf nehmen. Zwiebel im Olivenöl andünsten bzw. bei Verwendung von Pancetta mit diesem bei mittlerer Hitze kurz anbraten. Die Gemüse in der Reihenfolge ihrer Garzeit in den Topf dazu geben, ab diesem Zeitpunkt gehören auch Salbei, Thymian und Rosmarin mit in den Topf, salzen, pfeffern, kurz andünsten und mit Wasser auffüllen, bis alle Gemüse bedeckt sind. Wer hat fügt noch ein Stück Rinde vom Parmesan dazu, das ergibt einen wunderbar würzigen Geschmack.

Mit aufgelegtem Deckel köcheln lassen, bis alle Zutaten gegart sind, ich mag es gerne mit ein wenig Biss, viele Tessiner Rezepte für Minestrone geben allerdings eine Garzeit von über 1 Stunden an, bei dieser Zubereitungsart ist mir das Gemüse zu sehr zerkocht.

Kurz vor dem Servieren frisch gehackte Kräuter unterrühren (ich hatte Petersilie, piantaggine coltivata (Spitzwegerich) und shungiko oder auch crisantemo di Garland (eine spezielle Chrysanthemen-Art)

Ecco! Buon appetito!





Sonntag, 24. Mai 2015

Gegrilltes Stubenküken mit Rosmarin und Zitrone

Nun ja, zugegeben, das ist nun nicht sehr innovativ, mittlerweile weiss wirklich jeder Leser, dass wir grosse Fans von Brathühnchen (und Cordon Bleu) sind, weil er es auf dem Blog schon mindestens hundertmal gelesen hat. Pro Tessin-Aufenthalt wandert auch mindestens eines dieser Güggeli in unseren Backofen bzw. auf den Grill oder wir lassen sie uns auswärts schmecken. Die besten Tessiner Auswärts-Essen-Güggeli gibt es übrigens hier (klick)

Oder bei uns vom Elektro-Grill, die ich zwar schon mal hier (klick) vorgestellt hatte, aber ihr müsst euch das schon wieder anschauen, denn heute gab es diese Güggeli extra für Sandra, denn sie wünscht sich für das Blog-Event bei zorra Gegrilltes, denn "It's BBQ-'Time". Tja, was soll ich machen, Sandra ist schuld ;-)






Wir haben unsere Güggeli wieder bei Terreni alla Maggia gekauft, sie mit frischem Rosmarin (DAS Tessiner Kraut!) und Zitronenscheiben gefüllt, gesalzen, gepfeffert und leicht eingeölt auf dem Grillspiess unseres kleinen Elektrogrill-Backofen gegrillt.



Dazu gab es Rosmarin-Kartoffeln und grüne Blattsalate.



Blog-Event CIX - it's BBQ-time! (Einsendeschluss 15. Juni 2015)

Samstag, 23. Mai 2015

BLU Restaurant & Lounge, Locarno

BLU Restaurant & Lounge, Via Goacchino Respini 11, Locarno,
Tel. 091 759 00 90, täglich geöffnet von 9:00 bis 1:00 Uhr



Es ist nicht so, dass wir in der letzten Zeit kein Ristorante oder Grotto hier im Tessin besucht haben, doch darüber hüllen wir besser den Mantel des Schweigens (darunter alleine drei Neueröffnungen, die wirklich enttäuschend waren). Auch das vor knapp 4 Wochen eröffnete Ristorante BLU im Lido di Locarno veranlasst mich nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen. Mir haben das Ambiente und die Lage direkt am Lago Maggiore gut gefallen und im Gegensatz zum Signore war ich mit meinem Essen zufrieden. Grosses Lob auch für die gut aufgelegten, aufmerksamen Herren im Service.

Crema d'asparagi con speck croccante - Spargelcremesuppe mit knusprigem Speck:



Insalata di carciofi e champignon - Salat aus rohen Artischocken und Champignons


BLU-Hamburger für den Signore


für mich tadelloses Fritto Misto di Mare (mit der wohl unvermeidlichen Balsamico-Malerei):



Aus der umfangreichen Weinkarte, darunter eine grosse Auswahl an Tessiner Weinen, einige auch offen bzw. in kleinen Flaschen angeboten, wählten wir den Gran Rosé von Guido Brivio, der uns schon einige Mal ein geschätzter Begleiter war.


Samstag, 2. Mai 2015

Abschied vom Tessin (aaaaber nur für kurz) und das Ristorante Al Portico, Gerra-Gambarogno

Ristorante al Portico, Gerra - Gambarogno, Tel. 091 794 22 12
Montag und Dienstag geschlossen


Wie der Name schon sagt, unser Kurzurlaub im Tessin war mal wieder vieeel zu kurz! Um uns den Abschied besonders schwer zu machen, legt sich die Sonne auch nochmal richtig ins Zeug und verwöhnt uns mit 24 Grad und Sonne.



Wir verbringen diesen sonnigen Vormittag in Ascona mit schwimmen, in der Sonne sitzen, Prosecco trinken... Nichtstun und Leute gucken; essen dann im Ristorante al Portico in Gerra, sitzen dort noch lange im sonnigen Garten und unterhalten uns mit dem Inhaber Pasquale Progano über Gott und die Welt - ach, wie herrlich kann doch Nichtstun sein .

Doch bevor Pasquale Zeit hat, mit uns im Garten zu plaudern, grüsst er uns zunächst einmal aus seiner Küche hiermit:



Seine wunderbare selbstgemachte Terrina di polpo - herrlich zart, ein Stückchen Avocado und ein kleines Scampi-Cocktail

Ich mag hier auch immer gerne den gemischten Salat, er ist gut angemacht und besteht aus jeweils wechselnden frischen Zutaten.




Für den Signore darf es ein Süppchen sein: 



und für uns beide dann... ja, was wohl? Ich sage jetzt nichts mehr....



Unbedingt bei der Bestellung daran denken, es als Kalbfleisch zu bestellen, so gehört sich das ja schliesslich auch.

Die Sonne wirft zusätzliche Deco-Elemente als Schattenspiel auf den Teller, der Rosé ist gut gekühlt und die Gespräche sind anregend, am liebsten würden wir noch ewig hier sitzen bleiben. Aber wir kommen ja wieder, gaaanz bald!


Freitag, 1. Mai 2015

Grotto Raffael, Losone

Grotto Raffael, Vicolo Canaa 21, 6616 Losone, Telefon: 091 791 15 29
Ruhetag: Montag

Bereits seit einem Jahr bewirtschaftet nun Guiseppe das Grotto Raffael in Losone. Wir waren bei unserem ersten Besuch hier schon sehr zufrieden und dieser Eindruck setzte sich auch heute fort.

Beim heutigen Wetter war keine Chance zum draussen sitzen und essen, wir stiegen die Treppen hoch zum Restaurant, in dem der schöne grosse Kamin angezündet war und eine gemütliche Atmospäre schuf.

Wir teilten uns Affetato Misto und einen Cicorietta-Salat


und anschliessend einen Klassiker in der italienischen Küche: Spaghetti Aglio, Olio e Peperoncini, hier mal wieder wunderbar und perfekt serviert:


Danach war noch Platz für die hausgemachte Torta di Mele:


Danach musste dann Grappa sein - klar, was sonst.

Getrunken haben wir wieder den Merlot Bianco der Cantina San Giorgio aus Losone, der uns bereits beim letzten Mal ausgezeichnet geschmeckt hatte.

Wir werden sicherlich bald wieder kommen an diesen Wohlfühl-Ort, vielleicht auch einmal an einem Donnerstagabend, denn ab 14. Mai wird es künftig jeden Donnerstag-Abend Tessiner Musik geben.