Samstag, 21. Mai 2011

Grotto del Cavicc - auf den Spuren von Hermann Hesse

Grotto del Cavicc, Via ai Canvetti, Montagnola, Collina d'Oro, Tel. 091 994 79 95, von Juni bis August täglich geöffnet, ansonsten Dienstag oder Mittwoch Ruhetag - am besten anrufen

Ein besonderes Highlight unserer früheren Tessin-Reisen war immer, wenn Yannick sich "unseren Hesse-Tag"  klick hier! gewünscht hatte. Dieser Tag begann auf dem Friedhof von Gentilino mit einem Besuch an Hermann Hesses Grab, dann gings durch die wunderschöne Zypressen-Allee zur Pfarrkirche Sant-Abbondio, weiter nach Montagnola zum Hesse-Museum und der krönende Abschluss war in unserem sogenannten "Hesse-Grotto" Morchino beim charmanten Pierluigi.

Es gibt einen sehr empfehlenswerten Wanderweg, der zu den Wohnhäusern von Hermann Hesse, zu seinen Lieblingsplätzen und zu seiner letzten Ruhe führt. Petra (klick hier) war auf Hesses Spuren schon geocachend unterwegs.

Nach unzähligen Besuchen im Hesse Museum - ich könnt' da immer wieder hin - habe ich Gerhard wohl ein wenig überfordert und es gelingt mir in letzter Zeit kaum, ihn zu einem Besuch in der Torre Camuzzi zu überreden. Aber ein bisschen Kultur muss sein, daher wenigstens zur Pfarrkirche Sant'Abbondio in Gentilino und anschliessend ins Grotto - das ist dann der Hesse-Tag in Kurzversion.

Auf einer der Tafeln am Hesse-Weg gelesen:

"Im Wald, an der Schattenseite des Berges, liegen die Grotti, die Weinkeller des Dorfes, ein kleines, zwerghaft phantastisches Märchendorf  im Walde, lauter Stirnseiten kleiner steinerner Giebelhäuser, die keine Rückseite haben, denn Dach und Haus verliert sich im Boden, und tief in den Berg hinein sind Felsenkeller gebohrt. Da liegt der Wein in grauen Fässern. Wein vom vorigen Herbst und auch noch vom vorvorigen, älteren gibt es nicht. Es ist ein sanfter, sehr leichter, traubiger Wein, von roter Farbe, er schmeckt kühl und sauer nach Fruchtsaft und dicken Traubenschalen.

Wir sitzen bei einem Grotto am steilen Waldhang auf kleiner Terrasse, die man auf ungefügen Stufen erklimmt und die Raum für einen oder zwei Tische hat. Ungeheuer steigen die Stämme der Bäume empor, alte riesige Bäume, Kastanie, Platane, Akazie. Sie streben hoch hinan, durch ihr Gezweige blickt wenig Himmel, oft bin ich bei fallendem Regen hier gesessen, im Freien, im Walde, stundenlang, und bin von keinem Tropfen berührt worden. Wir sitzen im Dunkel, schweigend, ein paar fremde Künstler, die hier wohnen. In kleinen irdenen Tassen, weiß und blau gestreift, steht der rosige Wein. Unter unserer kleinenTerrasseninsel, senkrecht unter uns, schimmert rötliches Licht in der Vorhalle des Kellers.
Tessiner Sommerabend 1921"

Hat er damit das Grotto del Cavicc gemeint?

Das Grotto Cavicc in Montagnola soll eines von Hesses Lieblings-Grotti gewesen sein, das er auch in der Erzählung "Klingsors letzter Sommer" beschrieben hat.

Wir waren heute zum ersten Mal hier, sassen im schönen schattigen Garten und haben sofort beschlossen, dass es DER Platz für heisse Sommertage ist. Die Speisekarte wird uns gebracht - ich interessiere mich natürlich mal wieder sofort für die Weinkarte - beeindruckend! äusserst beeindruckend, eine große Auswahl an Tessiner Gewächsen, alles was Rang und Namen hat, ist vertreten, wobei die offenen Weine etwas zu kurz kommen. Aber wir fangen mal von vorne an: Das Essen: Mich interessiert als Antipasto: Cipolle Tonnate

und Gerhard entscheidet sich für Lardo - die halbe Vorspeisenportion ist schon beträchtlich.





Dann haben wir beide das Güggeli (leider etwas trocken - das habe ich anderswo schon besser gegessen) mit knusprigen Kartoffeln, dazu bestelle ich mir einen gemischten Salat. Als Wein einen leichten Rosé aus dem Mendriosiotto, den es auch offen gibt, für uns gerade richtig, denn an großen Weinproben geht nicht mehr viel, wir waren vorher bei Guido Brivio (davon aber ein anderes Mal mehr) einkaufen.

Mit unserem Hauptgericht nicht so ganz glücklich, machte Gerhard den Vorschlag Käse für mich, Dessert für ihn... eine wundervolle Idee, denn es gab Zincarlìn und Büscion, dazu musste ich aber unbedingt ein Schlückchen Nostrano trinken... hmmmm....

Und dann kam's: DAS Highlight das Tages - zumindest für meinen Liebsten: Schokoladeneis! Aber wie! Bei seiner schon leicht zweifelnden Frage nach Schokoladeneis bekam er von der Chefin die Antwort: "So ein Gutes haben Sie in Ihrem Leben noch nicht gegessen" Ohhhh... - ich war gespannt - und wir beide harrten der Dinge bzw. des Eises, das da kommen sollte. Und es kam! Das hatten wir noch nie! Regelmässige Leser meines Blogs wissen es: hier gibt es "Gerhards-Schokoladeneis-Skala" = GSS und
das heute Mittag war, was wir noch nie hatten: TUUUUSCH!!!! GSS 9,5. (eigentlich schwankte er zwischen 9,5 und 10 - aber er meinte, die GSS müsse nach oben hin noch offen sein - ich finde das ungerecht, denn *flüster* Er hat sich gleich noch eine zweite Portion bestellt)

Fazit: ER muss da wieder hin - Schokoladeneis essen
(ich geh' mit - die Cantina durchprobieren)

2 Kommentare:

  1. schöner Bericht. Kultur muss sein, um das Essen und die Reise zu rechtfertigen, da muss auch Frau L. durch.

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  2. Vielen Dank für das Kompliment, lieber Robert. Beim nächsten Mal wird der Bericht wieder erweitert durch den Besuch im Hesse-Museum, denn ich weiss ja jetzt, womit ich ihn bestechen kann ;-)

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